Brief des SBB an Ministerpräsident Kretschmer: Zögerliche Strategie bedroht Wegenetz im Nationalpark | Sächsischer Bergsteigerbund

Brief des SBB an Ministerpräsident Kretschmer: Zögerliche Strategie bedroht Wegenetz im Nationalpark

Der Sächsische Bergsteigerbund (SBB) hat sich in einem Brief zum Thema der unpassierbaren Wanderwege im Nationalpark Sächsische Schweiz an Ministerpräsident Herrn Kretschmer gewandt. 

Das Wanderwegenetz im Nationalpark ist bedroht, weil durch den großflächigen Borkenkäferbefall abgestorbene Fichten zu Hunderten über die Wege fallen und diese unpassierbar machen. Bisher sind etwa 40 km an markierten Wegen betroffen, hinzu kommen etwa 50 km unmarkierte Wege. 

Nach ersten Gesprächen des SBB im Jahr 2021 konnten wir beim Thema Wanderwege seitens der Nationalparkverwaltung nur „ein Fahren auf Sicht“ erkennen. Ein vorsorgliches und geplantes Freischneiden könnte jedoch viele Kilometer an Wegen vor der Unpassierbarkeit retten. Deshalb haben Mitglieder des SBB und der IG Stiegenfreunde die bedrohten Wanderwege ehrenamtlich geprüft, dokumentiert und einen Stufenplan erstellt. Dieser Stufenplan des SBB wurde sowohl dem Leiter der Nationalparkverwaltung als auch Umweltminister Günter im März 2021 vorgetragen und übergeben. Seitdem wird er von uns beständig aktualisiert. 

Für Abstimmungen zum Wanderwegenetz gibt es seit 22 Jahren das erfolgreiche Modell der Arbeitsgruppe Wegekonzeption Sächsische Schweiz, die beim Umweltministerium angesiedelt ist. Die Bergsportverbände werden dort von Anbeginn von Dr. Ulrich Voigt und Dr. Peter Rölke vertreten. In der Beratung der AG Wege wurde am 15. April 2021 beschlossen, dass die Nationalparkverwaltung die zehn wichtigsten der bedrohten Wanderwege aus dem Stufenplan des SBB einer Prüfung unterzieht. Das Ergebnis wurde am 29. April vorgestellt: Nur an einem Weg wird ab Herbst punktuell freigesägt, drei Wege gehen in ein (im Ergebnis allerdings offenes) langwieriges naturschutzfachliches Verfahren bei der Landesdirektion. Die restlichen sechs Wege werden je-doch in absehbarer Zeit teilweise unpassierbar, weil diese als „schwarze Wege“ eingestuft sind, d.h. dort herrscht arbeitsschutzrechtlich ein striktes Betretungsverbot für alle Mitarbeiter des Staatsbetriebs Sachsenforst. „Dieses Ergebnis kann den SBB nicht zufriedenstellen“, so Ulrich Voigt.

Angesichts der Bedeutung der Sächsischen Schweiz für Wanderer, Bergsteiger und Touristen halten wir die zögerliche Strategie der Nationalparkverwaltung für diskussionsbedürftig. „Uns fällt es zunehmend schwer, positiv in die Zukunft zu sehen und den Unmut der über 16.000 Mitglieder des Sächsischen Bergsteigerbundes sowie aller Wanderer und Bergsteiger Sachsens, die wir in der AG Wege vertreten, zu besänftigen“, gibt Peter Rölke, Mitglied der AG Wege, zu bedenken.

Wir sind nicht sicher, ob der neue Leiter der Nationalparkverwaltung die Relevanz der Erholungsnutzung, in der von den wanderfreudigen Sachsen und ihren Gästen geschätzten und geliebten Landschaft zur Gänze verinnerlicht hat und die Brisanz der aktuellen Situation richtig einschätzt.

„Was wir besonders bedauern, ist die Tatsache, dass der Leiter der Nationalparkverwaltung gleichzeitig bekanntgab, dass er sich wegen fehlender Kapazitäten nicht in der Lage sieht, die Prüfung fortzusetzen und gemeinsam nach Alternativen zu suchen – zumal Minister Günther uns gegen-über im Gespräch zum Ausdruck brachte, dass die materiellen und personellen Ressourcen kein limitierender Faktor sein würden“, kritisiert Peter Rüger, 1. Vorsitzender des SBB. Dem widersprechend sind nun viele weitere Kilometer unpassierbarer Wege vorprogrammiert.

Seit seiner Wiedergründung 1990 vertritt der SBB in der Sächsischen Schweiz traditionell die Interessen sowohl der Bergsteiger als auch der Wanderer. 

Die Aktuelle Version des Stufenplans ist angefügt.