Frank Richter zum Ehrenmitglied im Sächsischen Bergsteigerbund ernannt

Laudatio von der Mitgliederversammlung 2025 am 09.11.2025 zur Ehrung von Frank Richters Lebenswerk.

Frank Richter zum Ehrenamtsfest 2025

Liebe Bergfreundinnen und Bergfreunde,

Wenn ich heute ein paar Worte anlässlich der Aufnahme von Frank Richter zum Ehrenmitglied in unserem Bergsteigerbund sprechen darf, ist das für mich gar nicht so einfach. “Eine Ehrenmitgliedschaft erhält ein Mitglied, das sich in herausragender Art und Weise und dauerhaft um den Sächsischen Bergsteigerbund und die sächsische Klettertradition verdient gemacht hat.” So steht das in unserer Ehrenordnung. Aber wo fange ich da bei Frank an?

Frank Richter, der Kletterfotograf; na klar – bereits in dem berühmten Hasse-Stutte Buch “Felsenheimat Elbsandsteingebirge”, herausgegeben 1979, findet man einige spektakuläre Kletteraktionen, die von Frank Richter fotografisch festgehalten wurden. Frank ist über 40 Jahre der fotografische Begleiter vieler schwieriger Erstbegehungen von Bernd Arnold und seinen Gefährten. Allein die dabei entstandenen Zeitdokumente sächsischer Klettertradition und Kletterentwicklung, die eben nur möglich sind, wenn man selbst Kletterer ist, lassen ihn getrost in einer Reihe mit dem Fotografen Walter Hahn stehen, der zwischen 1905 und 1923 die damaligen Spitzenkletterer im Elbsandsteingebirge porträtierte.

Franks besondere Leistung ist es aber, dass er es nicht beim Fotografieren belassen hat. Er hat die „Sächsische Klettertradition” eben auch als Kletterbuchautor in Wort und Bild mit hervorragender Sachkenntnis und akribischer Recherche zur Klettergeschichte bereichert. Genannt seien hier das Werk von 1993 “Klettern im Elbsandsteingebirge” oder die Bücher “Klettern” von 20210 und “Das Buch der Gipfel” von 2020. Die letzten beiden hat er zusammen mit seinem ebenfalls kletternd und fotografisch schaffenden Sohn Martin herausgegeben, ganz zu schweigen von unzähligen Kletterkalendern die Jahr für Jahr die Wohnzimmerwände in sächsischen Bergsteigerhaushalten zierten.

Frank Richter hat sich aber auch um die bildende Kunst verdient gemacht. Seit 2000 etwa beriet er Dietrich und Ursula Hasse dabei, wie deren wertvolle Kunstsammlung für die Zukunft erhalten werden kann. Dietrich Hasse war nämlich nicht nur Kletterer, sondern hat auch Kupferstiche, Radierungen, Holzstiche, Lithographien und andere Kunstwerke vom 15. bis 20. Jahrhundert gesammelt, die alle bekannten Orte der Sächsisch-Böhmischen Schweiz abbilden. Dabei sind knapp 500 Blätter zusammengekommen, dazu noch einmal rund 450 wertvolle, teils historische Bücher zu Geschichte und Landschaft des Elbsandsteingebirges und seiner Bewohner. Frank Richter war Geburtshelfer und war bis Ende 2024 Vorsitzender der “Dietrich und Ursula Hasse-Stiftung Elbsandsteingebirge Kunst und Natur”. Er kümmerte sich darum, dass diese wertvolle Sammlung mit Unterstützung der Nationalparkverwaltung einen würdigen Ausstellungsort bekam. Frank kuratierte diese Ausstellung für das Schweizerhaus am Basteihotel und die Stücke der “Hasse-Stiftung” konnten dort von 2006 bis 2020 öffentlich zu besichtigt werden, so wie es der Wunsch von Dietrich und Ursula Hasse war. Durch den Betreiberwechsel des Basteihotels musste der Ausstellungsort leider aufgegeben werden. Aber vielleicht lässt sich ja Unterstützung für einen neuen Ausstellungsort finden. Gerade jetzt, wo das Sächsische Bergsteigen in die nationale UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland aufgenommen wurde, kann das in unserem “Bergsteiger-Nationalpark” ja vielleicht ein neuer Impuls sein, einen würdigen neuen Platz zu finden. Ja, Frank hat auch unsere erfolgreiche Bewerbung um das Immaterielle Kulturerbe unterstützt. Er wählte aus seinem Fundus aussagefähige Fotografien aus und stellte sie uns für die Antragsprozedur und die deutsche UNESCO-Kommission für die dauerhafte Nutzung zur Verfügung.

Nun, hauptberuflich leitete Frank Richter von 1991 nicht ganz bis zu seiner Pensionierung 2007 die Öffentlichkeitsarbeit im Nationalpark Sächsische Schweiz. Kenntnisreich gestaltete Informationsbroschüren, Bildbände, Ausstellungen und nicht zuletzt die Hinweistafeln an den Nationalpark-Eingängen.

Schließlich darf ich nun natürlich auch nicht Franks Wirken für den Sächsischen Bergsteigerbund selbst vergessen. Vor dem Nationalpark war Frank Richter nämlich beim Sächsischen Bergsteigerbund der erste Vorstand für Öffentlichkeitsarbeit. In dieser Funktion hatte er die Schriftleitung für die ersten Mitteilungsblätter 1990 und 1991 inne. Später war Frank verantwortlich für die Zusammenstellung der ersten Wanderausstellung zum Sächsischen Bergsteigen und dem SBB. Das muss zwischen 2005 und 2008 gewesen sein und der damalige erste Vorsitzende, im Hauptberuf Finanzmanager, sorgte dafür, dass die Ausstellung in den Filialen der Dresdner Bank in ganz Deutschland zu sehen war.

Und für den SBB war Frank Richter auch bei Jubiläums-Publikationen in der Schriftleitung und künstlerischen Gestaltung beteiligt, z.B. 100 Jahre Sächsischer Bergsteigerbund, 100 Jahre Bergfinken oder ein jüngeres Werk, das mich persönlich besonders berührt. Das ist das in privat organisierter Auflage erschienene Buch “Sächsische-Böhmische Schweiz: Der Große Zschand – Prebischtorgebiet”. Warum ist das ein besonderes Buch? Einerseits reflektiert Frank im Vorwort sehr persönlich seine Ansichten als Naturschützer und einmal mehr als Naturbeobachter. Andererseits hat Frank in diesem Buch mit naturwissenschaftlichem Blick Bilddokumente zusammengetragen, mit denen man einen kleinen Ausschnitt der Natur- und Landschaftsentwicklung im Großen Zschand und im Prebischtorgebiet nachvollziehen kann. Das beginnt mit einigen Gemälden vom Anfang des 19. Jahrhunderts von Adrian Zingg, Christian August Günther, Carl August Richter oder Adrian Ludwig Richter, geht über einige Fotografien von Walter Hahn und Gustav Kuhfahl Anfang des 20. Jahrhunderts zu Max Nowak aus den 1920er Jahren, wiederum 1-2 Gemälden von Irmgard Uhlig aus den 1950er Jahren bis hin zu den Fotografien von Frank selbst von/um 1990 bis 2022 nach den Dürre-, Borkenkäfer-, und Waldbrandjahren. Das ist deshalb auch von hohem wissenschaftlichem Wert, weil Frank die Fotostandorte in Karten vermerkt hat. Damit kann man also auch noch in 100 Jahren wieder dort hingehen und erneut festhalten, wie sich die Landschaft weiter verändert hat.

Eine letzte Facette von Frank’s Wirken darf ich nun nicht vergessen. Das letzte Jahr haben wir in Deutschland das 250. Jubiläum von Caspar David Friedrich, dem berühmten Maler begangen. Frank Richter ist ein ausgewiesener Kenner dieses genialen Zeichenkünstlers. Durch sein intensives Schaffen als Kletterer, Wanderer, Fotograf und Naturbeobachter kennt Frank quasi jeden Berg und jeden Stein in der Sächsischen Schweiz und den böhmischen Gebirgen. Und Frank ist in die Kunstgeschichte eingetaucht und vertraut mit den Biografien und Kunstwerken der Landschaftsmaler unserer näheren Umgebung. Dieses Wissen hat er 2012 in dem Buch Caspar David Friedrich – Das Riesengebirge und die böhmischen Berge zusammengeführt. Ich war gestern auf der Kaiserkrone und habe mir bewusst mal den Felsen angeschaut, auf den Caspar David Friedrich seinen Wanderer über dem Nebelmeer gestellt hat. Und ich weiß nun auch nicht, wann und wie die Idee zu diesem Caspar-David-Friedrich-Weg entstanden ist, der dieses Jahr zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt wurde. Jedenfalls hat Frank auch dort maßgeblich mitgewirkt, sein Wissen bereitgestellt und an der Gestaltung der wirklich gelungenen Informationstafeln mitgewirkt.

Frank, da ist nun doch eine ganze Menge zusammengekommen. Und wenn ich am Anfang nicht so recht wusste, wo ich bei deinem Wirken für das Sächsische Bergsteigen und den SBB beginnen sollte, so scheint es, dass ich nun auch kein Ende finde …

Dein Wirken für das Sächsische Klettern, für unseren Bund und die Sächsische Schweiz ist so umfangreich, dass es uns eine Ehre ist, Dir die Ehrenmitgliedschaft im Sächsischen Bergsteigerbund anzutragen.
Herzlichen Dank und Berg Heil!
von Dr. Rainer Petzold