In der Sächsischen Schweiz nisten Schwarzstörche, Wanderfalken und Uhus. Sie suchen sich für ihre Horste die besten Felsvorsprünge heraus. Sind die Felsen zufälligerweise auch Kletterfelsen, werden diese für uns Kletterer zeitlich befristet gesperrt. In dieser Zeit gehört den Vögeln der Fels und wir wünschen ihnen gute Bruterfolge. Während der Brut bewachen Mitglieder des SBB die Zustiege und Einstiege zu den Kletterwegen und sorgen somit für Ruhe am Fels.
Die kräftigen Vögel sind an ihrer charakteristischen schiefergrauen Oberseite und der weißlichen Brust mit schwarzen Querbändern zu erkennen. Außerdem besitzen sie einen dunklen Kopf mit weißer Kehle und dunklen Backenstreifen. Die Weibchen sind etwas größer als die Männchen und besitzen eine Spannweite von 105 cm und die Männchen von 90 cm. Ansonsten gibt es keine äußerlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Die Jungvögel erscheinen dagegen oberseits dunkel graubraun und unterseits hell rostfarben mit dunklen Längsstreifen.
Der Wanderfalke gilt in Deutschland als streng geschützt. Außerdem ist er im Anhang 1 der Vogelschutzrichtlinien (Natura 2000) aufgeführt. In Sachsen steht er auf der Roten Liste unter den gefährdeten Arten, gilt deutschlandweit aber nicht als gefährdet.
Wanderfalken sind vorwiegend Felsenbrüter, können zum Teil aber auch in Bäumen oder hohen Gebäuden wie Industriebauten zu finden sein. Brutbeginn ist etwa Mitte März und die Gelegegröße umfasst zwei bis vier Eier. Die Brut dauert 34 Tage (meist ab dem zweiten Ei). Die Jungvögel fliegen nach 40-46 Tagen aus, bleiben dennoch drei bis vier Wochen bei den Eltern. In Sachsen bildet das Elbsandsteingebirge den Schwerpunkt des Brutvorkommens. Die Brutzeit ist für die Elterntiere recht stressig, weshalb sie in dieser Zeit auch leicht gestört werden können.
Bei der Jagd können Wanderfalken im Sturzflug bis über 300 km/h erzielen, somit sind sie die schnellsten Vögel der Welt und erreichen dabei die Geschwindigkeit eines ICE’s. Außerdem zählt er zu den größten Vertretern der Falken und sein lateinischer Name lautet Falco peregrinus. Auch für ein paar Felsennamen in der Sächsischen Schweiz ist er verantwortlich. So geben Bezeichnungen wie Falkenwand, Falkenstein oder ähnliche Hinweise auf den Wanderfalken.
Wanderfalken kann man fast überall finden, denn er besiedelt sehr unterschiedliche Natur- und Kulturlandschaften sowie Siedlungsräume von der Küste bis zu den Alpen.
Wanderfalken sind Felsenbrüter und benötigen dafür mindestens 20 m hohe Felswände bzw. Felsklippen in Steilhängen mit frei zugänglichen Warten und Nischen als Nistplatz (sogenannte Horste). Aber auch Bäume und zunehmend hohe Gebäude in Großstädten bieten ihm einen Brutplatz. In der Sächsischen Schweiz, dem Schwerpunkt der sächsischen Brutvorkommen, sind brütende Wanderfalken in der Regel ausschließlich in felsigen Horsten zu finden.
Durch die Beringung der Jungvögel in der Sächsischen Schweiz konnte festgestellt werden, dass die Wanderfalken aus dem Elbsandsteingebirge auch in Prag, Köln, dem Ostharz, im Zittauer Gebirge, in den Adersbacher Felsen und im Altvatergebirge brüten. Andersherum stammen die Brutvögel in der Sächsischen Schweiz unter anderem aus Baden-Württemberg, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern und Prag.
In die Bestandsentwicklung einer Art fließen viele Faktoren ein und eine Population kann nicht endlos wachsen. Im Fall der Wanderfalken im Elbsandsteingebirge sprechen wir von einer Subpopulation, da die Wanderfalken weite Strecken zurücklegen und nicht ihr Leben lang bei uns bleiben. Daher ist es schwierig von einer festen Anzahl zu sprechen, welche erstrebenswert ist. Das folgende Diagramm zeigt die erfolgreichen und nicht erfolgreichen Bruten der Wanderfalken in der Sächsischen Schweiz. Daran ist zu erkennen, dass die erfolgreichen Bruten früher überwogen. Seit 2012 ist dies nicht mehr so und es gibt mehr erfolglose als erfolgreiche Bruten.
In der Vergangenheit hat das menschliche Handeln die Bestandsentwicklung der Wanderfalken im Elbsandsteingebirge stark beeinflusst. Am Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre wurden Wanderfalken in unserer Region bejagt, oft im Auftrag von Forstämtern. Dies erfolgte auch unter der Beteiligung von Bergsteigern.
In den 1960er Jahren gab es einen kontinuierlichen Rückgang und in den 1970er Jahren galt der Wanderfalke in Sachsen als ausgestorben. Grund dafür war das Insektizid DDT, welches sich in der Nahrungskette anreicherte und so auch den Wanderfalken erreichte. DDT sorgte für dünnschalige Eier und einer damit verbundenen hohen Embryosterblichkeit. Das Insektengift wurde 1971 in der BRD verboten, in der DDR wurde es ab 1971 sukzessiv bis 1988 verboten. DDT spielte in der DDR eine bedeutendere Rolle und noch 1983 und 1984 wurde es in großen Mengen zur Borkenkäferbekämpfung eingesetzt.
1955: erste Gelege mit dünnschaligen Eiern (-25% Eierschalendicke und ohne Kalkschale) im Polenztal
1964: Ausflug letzter sächsischer Jungvogel an der Großen Gans
1965: Versuch der künstlichen Bebrütung (je zwei Eier aus zwei Nestern)
1973: Wanderfalke gilt in Sachsen als ausgestorben und wird die folgenden 10 Jahre nicht mehr gesichtet
1989: Start Wiederansiedlungsprogramm am Lilienstein
1992: erste Ansiedlung von ausgewilderten Wanderfalken am Lilienstein und im Großen Zschand
1999: erste Brut wieder im Zittauer Gebirge
Der heutige Grund für seine Gefährdung ist insbesondere die Störung durch Freizeitaktivitäten (z.B. Kletterer und Wanderer). Wanderfalken sind während der Brut sehr störanfällig. Für die Elterntiere bedeuten Menschen, die sich über dem Nest bewegen oder ihm zu nahe kommen potenzielle Gefahr. In so einer Situation fliegen die Alttiere auf, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Dies kann zum Auskühlen der Eier bzw. der Jungvögel führen und ermöglicht Beutegreifern die Brut zu vernichten.
Das Elbsandsteingebirge bietet ein optimales Brutgebiet mit vielen Nistmöglichkeiten. Wanderfalken benötigen ausreichend große Felsnischen, -höhlen oder Felsbänder, die einen guten Schutz gegen Witterung und Fressfeinde bieten. Da die Eier direkt auf dem Boden liegen, können sie leicht durch Kälte geschädigt werden. Nach dem Schlüpfen können die Jungvögel ihre Körpertemperatur noch nicht selbst regulieren und benötigen daher den Schutz des elterlichen Gefieders. Bei ungünstigen Nistplätzen, nach starkem Regen oder Schneefall können die Jungfalken leicht an Unterkühlung sterben. Das gleiche kann auch passieren, wenn die Altvögel aufgeschreckt werden und längere Zeit vom Nest fernbleiben.
In der Nähe vom Brutplatz benötigen Wanderfalken Sitzwarten, von denen aus sie ihr Revier überblicken können. Außerdem benötigen sie sogenannte Rupfkanzeln. An diesen Orten wird die Beute zerlegt und anschließend zum Nest gebracht. Meist bleibt während der Nacht auch nur ein Elternteil im Nest, während das andere an einem Schlafplatz im Felsen in Brutplatznähe übernachtet.
Für eine erfolgreiche Brut benötigen Wanderfalken also den besten Brutplatz am Felsen, sowie wenig Störungen, die die Elterntiere dazu verleiten das Nest zu verlassen. Außerdem sollten die Schutzzonen eingehalten werden, welche neben dem Horst auch die Rupfkanzeln und mögliche Schlafplätze einbeziehen. Denn auch an diesen sind Wanderfalken in der Regel sehr störanfällig. Innerartliche und zwischenartliche Konkurrenz spielt bei uns eine geringere Rolle. Einerseits gibt es im Elbsandsteingebirge genug Brutmöglichkeiten und andererseits lässt sich auch kein Nahrungsmangel feststellen, ansonsten gäbe es in den Nestern nicht öfters drei bis vier Jungfalken pro Paar.
Mitte Februar bis Mitte Juli werden Horstschutzzonen von der Nationalparkverwaltung eingerichtet. Diese sperren einzelne Wandbereiche oder bestimmte Felsbereiche um die Brutplätze herum. Diese hängen in der Größe von örtlichen Gegebenheiten ab und sollen eine ungestörte Aufzucht der Jungvögel gewährleisten und gleichzeitig den Bergsport möglichst wenig einschränken. Dabei gibt es Horstschutzzonen die jedes Jahr fest sind und im Kletterführer vermerkt sind, sowie flexible Sperrungen, die jedes Jahr neu festgelegt werden und auf der Website des SBB und dem Nationalpark veröffentlicht werden. Hierbei können sich die flexiblen Sperrungen auch jederzeit ändern, je nach den Gegebenheiten der Wanderfalken im Gelände.
Des weiteren gibt es jedes Jahr Freiwillige, die sich tagsüber an den Wochenenden und an Feiertagen an der Wanderfalkenbewachung beteiligen und in diesem Rahmen sicherstellen, dass es während der Brutzeit nicht zu vermeidbaren Störungen oder Beunruhigungen kommt. Außerdem informieren sie auch über die Wanderfalken und die Bedeutung unseres Engagements. Die Bitte wäre, dass ihr euch in dieser Zeit über die aktuellen Sperrungen informiert, die Schutzzonen nicht betretet und euch in deren Nähe ruhig verhaltet. Bitte weist auch andere Besucher im Gelände darauf hin. Wir sollten dafür dankbar sein, dass wir eine so große Freiheit beim Klettern während der Brutzeit genießen können. Letztendlich liegt es auch in unserer Verantwortung, ob es langfristig so weiter geht oder ob größere Sperrungen notwendig sind, um den Erhalt der Art zu gewährleisten.
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