Nach den großen Mitgliederverlusten im Ersten Weltkrieg (425) nahm der Sächsische Bergsteigerbund ab 1919 einen kräftigen Aufschwung sowie eine beachtliche organisatorische Ausdehnung. Wie die regelmäßigen Jahresberichte dokumentieren, war er die zahlenmäßig stärkste bergsportliche sächsische Organisation, der viele der renommiertesten Kletterklubs angehörten. Die Arbeit und Entwicklung des Sächsischen Bergsteigerbundes und der anderen touristischen Organisationen Sachsens vollzogen sich in der Zeit der Weimarer Republik im Rahmen der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie der zunehmenden gesellschaftlichen Widersprüche der zwanziger/dreißiger Jahre. Charakteristisch für alle touristischen Organisationen zu Beginn der zwanziger Jahre war ein gewaltiges Mitgliederwachstum. Mit der Bildung des „Verbandes freier bergsportlicher Vereinigungen“ (VfbV) im Jahr 1919 und der „Vereinigten Kletterabteilungen“ (VKA) im „Touristenverein ‚Die Naturfreunde’“ im Jahr 1921 entstanden weitere bergsportliche Organisationen, die sich als sportliche und politische Konkurrenten zum SBB verstanden. Neue Kletter- und Wanderklubs entstanden in großer Anzahl, und die klettersportlichen Leistungen erlebten einen gewaltigen Aufschwung.Im Jahr 1919 gelangen doppelt so viele Erstbegehungen in der Sächsischen Schweiz wie im Vorjahr, und 1920 wurde mit 129 Erstbegehungen eine Verdreifachung erreicht. Dabei wurden auch Wände, Kanten und Risse erschlossen, die bisher als „unmöglich“ galten. So die Erstbegehung der Rostkante am Hauptwiesenstein im Schwierigkeitsgrad VIIIb. In den zwanziger Jahren durchlebte der Sächsische Bergsteigerbund – ebenso wie die anderen touristischen Organisationen – innere Krisen und Auseinandersetzungen. Zeitweilig wurden Gegensätze und Rivalitäten zwischen einzelnen Kletterklubs und Vereinigungen selbst mit Flugblättern oder vor Gericht öffentlich ausgetragen. Über Vereinsgrenzen hinweg wurde jedoch auch notwendige sachliche Zusammenarbeit in der Interessengemeinschaft Dresdener touristischer Vereinigungen (IG), aus der später die Bergwacht-Abteilung Sachsen hervorging, geleistet. Mit der zunehmenden großen Arbeitslosigkeit und einer politischen Radikalisierung Ende der zwanziger Jahre verstärkte sich auch die offene Gegnerschaft zwischen einzelnen bergsportlichen Organisationen. Insbesondere die Bekämpfung der Gipfelbücher und Gipfelzeichen durch einen Teil der Mitglieder der Vereinigten Kletterabteilungen (VKA) ab dem Jahr 1928 führte zu scharfen gegenseitigen Angriffen und Auseinandersetzungen. Trotz aller Kämpfe und Gegensätze wollte die übergroße Masse der Wanderer und Bergsteiger jedoch möglichst ungestört wandern und klettern. Das konnten selbst Ausgrenzungsbeschlüsse nicht aufheben.
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