Licht und Schatten zur Beratung der Arbeitsgruppe Wege am 29. April | Sächsischer Bergsteigerbund

Licht und Schatten zur Beratung der Arbeitsgruppe Wege am 29. April

Auch bei der zweiten Beratung der AG Wege im Jahr 2021 am 29. April waren die unpassierbaren Wanderwege im Nationalpark das wichtigste Thema. Beim ersten Treffen hatte der SBB seinen Stufenplan u.a. zum vorsorglichen Sägen entlang von bedrohten Wegen (Stufenplan A) und zum maschinellen Freisägen von schon unpassierbaren Wegen (Stufenplan B) vorgestellt. Im Stufenplan C sind „verlorene“ Wege zusammengefasst, wo kein Waldarbeiter sägen darf und wo keine Maschinen fahren können. Für die Ausarbeitung des Plans hatten Mitglieder des SBB und der IG Stiegenfreunde von März bis Mitte April viele Wege begangen und dokumentiert. Im Ergebnis der ersten Beratung war beschlossen worden, dass die Nationalparkverwaltung (NPV) die 10 wichtigsten bedrohten Wege prüfen solle. 

Diese Aufgabe hat der Mitarbeiter der NPV Andreas Knaak sorgfältig durchgeführt und am 29. April vorgestellt. Bestätigt wurde die Wichtigkeit der ausgewählten Wanderwege und der bedrohliche Zustand: Entlang der 10 geprüften Wege stehen viele tote Fichten. Jedoch seien vorsorgliche Sägearbeiten nach juristischer Sichtweise „ein flächiger Eingriff“ und müssen deshalb in einem umfangreichen naturschutzfachlichen Verfahren nach EU-Recht und deutschem Recht, u.a. unter Beteiligung der Naturschutzverbände, geprüft werden. Frühestens Mitte August sind diese Verfahren beendet. Es gibt deshalb zeitnah keine Sägearbeiten entlang dieser bedrohten Wanderwege.

Zu den einzelnen Ergebnissen der 10 wichtigsten Wege des SBB-Stufenplans A:

  • Drei Wege werden vollständig für ein (im Ergebnis allerdings offenes) naturschutzfachliches Verfahren der Landesdirektion Sachsen eingereicht: Heringsgrund, Hohlfelds Graben / E-Flügel, Schießgrund / Lattengrund.
  • Drei weitere Wege werden teilweise geprüft: Lehne in den Affensteinen, Obere Affensteinpromenade, Queenenwiesen / Heringsloch. Zur Verdeutlichung: Der untere Teil der Lehne wird in einem Verfahren geprüft. Der obere Teil jedoch nicht, weil dieser als „schwarzer Weg“ eingestuft ist, d.h. dort herrscht arbeitsschutzrechtlich ein striktes Betretungsverbot für alle Mitarbeiter des Sachsenforstes. – Das bedeutet: Diese Wege sind für Wanderer Sackgassen. 
  • Einzig am Halbenweg (Brand) werden ab dem Herbst punktuell einzelne tote Fichten umgesägt.
  • Für die Wege Kahntilke, Bergsteig, Roßsteig (nahe Zeughaus) wird kein Verfahren beantragt. Dort wird grundsätzlich nicht freigesägt, weil diese Wege als „schwarze Wege“ eingestuft sind. D.h. die toten Fichten werden unkontrolliert umfallen und diese Wege in absehbarer Zeit unbegehbar.

Weitere Ergebnisse der Beratung am 29. April waren: 

  • Auf der Sitzung wurde vom Moderator die Bedeutung der im Jahr 1999 unterzeichneten und bis heute gültigen Konsensvereinbarung hervorgehoben, nach der die Ziele „Naturschutz – Erholung – Bildung – Forschung“ im Nationalpark als gleichrangig zu betrachten sind.
  • Im Kirnitzschtal werden auf Antrag des Tourismusverbandes Info-Tafeln aufgestellt, die aktuell über die Wegesituation aufklären.
  • Die NPV informierte, dass sie personell unterbesetzt sei und die NP-Wacht eine unzureichende Flächenpräsenz hätte. Der SBB gab zu Protokoll, dies sei für die Kontrolle von Feuerstellen auf Felsriffen (Waldbrandgefahr) ungünstig (Näheres dazu im hier eingestellten Protokoll). 
  • Zum Stufenplan B (Freisägen schon unpassierbarer Wege) wurde noch nicht gesprochen. Die NPV teilte mit, dass zahlreiche Wege im Hinterhermsdorfer Gebiet kurz vor dem Treffen der AG Wege mit Maschinen auf Wegesbreite freigeschnitten wurden. Darunter sind vier wichtige Wege aus unserem Stufenplan B (Zugänge zur Schleuse, Schleusenhornweg, Rabensteinweg, Lindigtgründel) und ein Weg aus dem Stufenplan C (Paßgrund).

Unser Fazit: 

Durch den Einsatz vieler ehrenamtlich tätiger Wanderer von SBB und IG Stiegenfreunden haben wir mit unserem Stufenplan der hauptamtlichen Verwaltung detaillierte Lösungsvorschläge unterbreitet. Wir haben deutlich gemacht, dass zügiges Handeln erforderlich ist, um weitere Kilometer unpassierbarer Wege zu vermeiden. Stärker als die Logik zum zügigen Handeln sind aber wohl europäische und deutsche Naturschutzgesetze. Trotzdem ist die Prüfung der 10 von uns vorgeschlagenen Wege ein positives Ergebnis. – Aber wie geht es nun weiter? Der Nationalparkleiter konnte der Anregung des SBB nicht entsprechen, auch nur einen einzigen der zahlreichen weiteren bedrohten Wege bis zum nächsten Treffen der AG Wege am 29. Juni zu prüfen. Andere wichtige Aufgaben würden alle Kapazitäten binden. Wir bedauern in der jetzigen Katastrophensituation diese Aussage des neuen Behördenleiters und werden uns im Vorstand des SBB und mit unseren Partnern zur weiteren Vorgehensweise abstimmen. 

Peter Rölke, SBB / Vertreter Bergsportverbände in der AG Wanderwege des Umweltministeriums