Seit diesem Jahr haben wir die Zeitschrift „Sächsische Heimatblätter“ neu in unserem Bestand. Nun, auf dem ersten Blick hat diese Zeitschrift nichts mit Wandern oder Bergsteigen zu tun aber inhaltlich ist es das Anliegen der Herausgeber, Themen zur sächsischen Geschichte, zum Denkmalschutz, zur Natur, Umwelt und Kunst bis hin zu Fragen der Landeskultur darzustellen, also Themen zu unserer Heimat. Und so wird sie wohl auch einen interessierten Leserkreis finden. Die Zeitschrift ist etwa vergleichbar mit den Mitteilungen das Landesvereins Sächsischer Heimatschutz e. V., worin auch Naturschutz, Heimatgeschichte, Denkmalpflege und Volkskunde behandelt werden. Diese Zeitschrift erscheint bereits seit 1908. Das älteste Exemplar in der SBB-Bibliothek ist vom Jahre 1912. Beide Zeitschriften werden sich gut ergänzen. Die Sächsischen Heimatblätter gibt es seit 1954, seinerzeit bis 1990 vom Kulturbund der DDR herausgegeben, und damals auch eine Basis, dass das sächsische Heimatbewusstsein nicht verloren ging. Vier interessante Hefte erwarten uns jährlich.
Thema vom Heft 1/2020 ist der ländliche Raum in Sachsen und wir werden also eine Landpartie machen, anders jedoch als im herkömmlichen Sinne.
Fährt man heute durch Sachsens Lande könnte man meinen, dass die Verheißung von Altbundeskanzler Helmut Kohl und dessen „blühende Landschaften“ sich wohl doch erfüllt habe, denn so gut wie heute sah es wohl noch nie in Stadt und Land aus. Städte und Dörfer sind herausgeputzt, Flüsse und Bäche sind sauber, die Luft ist rein und Felder und Forst stehen prächtig – wenigstens bis vor den Dürresommer 2018. Das ist aber nur eine Seite der Medaille, denn der Wandlungsprozess zwischen Stadt und Land hat sich in 30 Jahren verschoben, besonders zwischen den Ballungszentren wie Dresden oder Leipzig und dem flachen Land. Deutlich wird dies in Unterschieden der demographischen und gravierend in politischen Entwicklungen. Letzeres sollten sich die Entscheidungsträger jeden Morgen an den Spiegel heften, um die Schere der Unzufriedenheit wieder zu schließen. Die demographische Verschiebung durch Schrumpfung/Abwanderung begann jedoch nicht erst mit der „Wende“, sondern sie setzte bereits in den 80er Jahren ein. Auch wird dargestellt, dass junge Frauen deutlich mobiler sind als Männer im gleichen Alter und dies wohl auch zur Folge hat, dass bleibende junge Männer sich deutlich radikaler orientieren. Die Ursachen für diese Entwicklungen werden wissenschaftlich aufbereitet dargestellt.
Der Unterschied zwischen Stadt und Land ist aber auch „Der Umgang mit Kulturgut im ländlichen Raum Sachsens seit 1990“, beschrieben von Matthias Donath, oder in „Die Kirche in den ländlichen Räumen Sachsens“, dargelegt von Martin Mütze, sind doch auch hier die oben beschriebenen demographischen Entwicklungen Ursache für unterschiedliche aber nicht einheitliche Veränderungen mit sowohl positiven wie benachteiligenden Folgen.
Natürlich kommt auch die Landwirtschaft mit zwei gegenteiligen, sich aber dennoch bedingenden Darstellungsweisen zur Sprache. Auf der einen Seite stehen leistungsstarke, landwirtschaftliche Großbetriebe mit effektiven Arbeitsmaschinen und wenigen Arbeitskräften den meist dörflichen Ökobetrieben gegenüber. Die Großen der Nachfrage der Kunden in den Supermärkten nach möglichst preiswerten landwirtschaftlichen Produkten geschuldet und die kleinen Ökobetriebe, die sich einer noch kleinen, aber bereits stark gewachsenen „grünen“ Kundschaft und landwirtschaftlichen Betriebsweise verschreiben. Erstere stehen unter dem Druck sich ständig verschärfender politischer Rahmenbedingungen und Zweite, ihre Höfe ökologisch ohne betriebswirtschaftlichen Verlust zu führen.
Wie schwerwiegend politische Entscheidungen Einfluss auf den ländlichen Raum haben zeigt die Untersuchung von Juliane Stückrad mit der Frage „Eigenständigkeit oder Eingemeindung“ Wenn den Bürgen Entscheidungsgewalt ohne wirtschaftliche Erfolge oder mehrheitlich anerkannter Sachgründe über ihre Heimatgemeinde oder –Region genommen wird, führt das zu Verwerfungen zu „denen da oben“, die sich spätestens bei den nächsten Wahlen manifestieren. An vier Fallbeispielen wird das gezeigt.
Dies als Anreiz, die „Sächsischen Heimatblätter“ unter Z25-01/2020 einmal auszuleihen und mit aufs Land zu gehen.
Falk Große