Eigentlich geht Jörg Dulsky ja längs, doch dann wäre der Titel nicht so knackig. Quer geht man ja bereits oft, quasi wie zum Bäcker nebenan, wenn man die zahlreichen Publikationen vergleicht. Aber wer geht schon längs der Alpen? Vielleicht gibt es auf diesem Weg weitere Wanderer, aber kaum einer geht wohl an einem Stück die 1.500 km – Respekt! – und macht anschließend seine Wanderung auch publik.
Vielleicht braucht es dafür einen ganz besonderen Auslöser, wenn jemand von einem auf den anderen Tag seinen Job und seine Firma hinschmeißt, sich in Frohnleiten an der Mur in der Steiermark die Wanderstiefel anzieht und in Nizza am Mittelmeer nach 100 Tagen und 55 Pässen wieder auszieht um ins Wasser zu steigen. 1.500 km sind rechnerisch 15 km jeden Tag, manchmal viel mehr, weil es auch Ruhe- und Krankentage gab, bei jedem Wetter, auch bei Dauerregen und Schnee bis weit in den Mai – auch bei uns war das Frühjahr 2013 extrem nass (Hochwasser) – und durch jedes Gelände, fast immer allein. Allein muss ja kein Nachteil sein, ist man doch nur auf sich selbst gestellt, braucht niemanden hinterherlaufen oder muss warten, Diskussionen unterwegs über den weiteren Weg gibt es auch keine, auch keine Vorwürfe, wenn der Weg mal nicht richtig war. Aber es gibt auch keinen Ansporn eines Begleiters, wenn Stimmung und Physis im Keller sind.
Jörg Dulsky beschreibt humorvoll, selbstironisch, nachdenklich seine Wanderung mit Pannen, Ängsten, Zweifeln wie vielen schönen Erlebnissen. Und er erzählt auch von der Wirkung der Wanderung auf sein Ich. Das Buch ist locker geschrieben, man kann es quasi in einem Ritt durchlesen und würde am liebsten nach dem Schluss weiterlesen. Doch vielleicht gibt es nach diesem Debüt eine Fortsetzung, denn Jörg Dulsky ist ja bereits erneut auf großer Tour. Warum er sich aber von seiner Karriere als Firmeninhaber und Geschäftsführer verabschiedete mag jeder selber lesen. War es Midlife-Crisis, Burnout, enttäuschte Liebe oder etwas ganz anderes?
Falk Große